Fleisch ist ein großes Thema in unserer heutigen Welt… und das zu recht. Aber ist Fleisch nun gesund oder ungesund für uns? Egal ob vegan, vegetarisch, pescetarisch, paleo oder keto… im Grunde geht es fast immer um Fleisch. Entweder wird es verteufelt oder es wird angebetet.
Wo aber liegt die Wahrheit?
Zu aller erst kann ich heutzutage eines natürlich nicht unerwähnt lassen: Wie steht es mit der Moral?
In anderen Punkten werde ich wirklich eher auf die gesundheitlichen Aspekte eingehen. Hier aber vorab: Wer sagt, dass er Fleisch nicht braucht und dass es ihm nicht guttut, der hat keinen Grund es zu essen. Denn natürlich gibt für die Welt (Umwelt, Ethik, Gesellschaft als Ganzes) so gut wie nur Nachteile, die durch den (hohen!) Fleischkonsum entstehen. Die Massentierhaltung ist grausam. Die dadurch produzierten Gase sind schlecht für die Umwelt. Die Massentierhaltung verlangt wahnsinnig viel Wasser und Futter, was man für andere Zwecke einsetzen und auch gebrauchen könnte. Und allen voran ist es natürlich keine nachhaltige Lösung, sich jeden Tag ein Pfund Fleisch rein zu pfeifen. Dieses Level kann (und sollte) nicht gehalten werden, wenn man einmal die weltweite Ernährungssituation sieht.
Und wie so oft lautet die Antwort: Man kann hier nicht Schwarz-Weiß denken.
Fleisch hat gesundheitlich gesehen klare Vorteile, aber auch klare Nachteile.
Am Ende musst du zwischen Vorteilen, Nachteilen und ethischen Aspekten abwiegen und deinen Weg für dich finden.
Ja, Fleisch ist nicht durchweg gesund und super toll. Aber das ist bei fast allen Lebensmitteln so.
Nun gibt es ja auch diese tollen Studien, die rotes Fleisch verteufeln. Ich bin kein Freund davon, auf welcher Basis diese Studien geführt sind, aber das muss jeder für sich entscheiden.
Rotes Fleisch ist nicht krebserregend, ebenso wenig wie weißes. Aber beides kann in Massen durchaus schädlich sein. Die Frage ist nicht nur, wie viel esse ich, sondern auch was und wie es ich es.
Fleisch aus Massentierhaltung hat gesundheitlich gesehen große Nachteile gegenüber Fleisch vom Dorfbauern.
Ein einfaches Beispiel dafür ist das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6-Fettsäuren.
Heutzutage hat fast jeder zu viel Omega-6 im Verhältnis zu Omega-3.
20:1 ist nicht selten, obwohl das Verhältnis eigentlich bei bei 5:1 liegen sollte. Dieses schlechte Verhältnis wird dann verstärkt, wenn man qualitativ schlechtes Fleisch verzehrt. Das gilt übrigens auch für andere tierische Produkte wie Käse oder Eier. Die Qualität macht also einiges.
Außerdem ist die Frage, wie ich mein Fleisch zu bereite, eine entscheidende. Es klingt vielleicht merkwürdig, aber tatsächlich ist rohes Fleisch gesünder als gebratenes. Natürlich muss 1.) die Qualität und 2.) die Frische stimmen. Sonst trifft das nicht zu.
Wenn das aber stimmt, dann hat rohes Fleisch durchaus Vorteile gegenüber erhitztem.
Bei gebratenem Fleisch entstehen sozusagen Abfallprodukte. Und es entstehen umso mehr, je länger man das Fleisch erhitzt. Diese Abfallprodukte nennt man AGEs (Advanced glycation endproducts). Diese gelangen in den Körper und bleiben dort. Du wirst sie nie wieder los. Und das kann je nach Menge Konsequenzen haben, sie fördern Krankheiten und belasten den Körper. Diese Stoffe entstehen aber eben nur beim Erhitzen, rohes Fleisch hat sie nicht.
Daher gilt, dass du dein Fleisch möglich schnell aber schonend zubereiten solltest. Rindercarpaccio ist also ebenso empfehlenswert, wie ein blutiges oder Medium rare Steak.
Übrigens: Die angesprochenen AGEs werden beim Essen von erhitzten Fleisch zugeführt (exogen). Allerdings gibt es noch eine bedeutendere Quelle und die nehmen wir jeden Tag zu uns: Wenn wir Kohlenhydrate zu uns nehmen, die unseren Blutzuckerspiegel rapide ansteigen lassen, entstehen AGEs ganz von selbst in unserem Körper (endogen).
Mehr über AGEs kannst du hier nachlesen.
AGEs häuft man an und wird sie nicht mehr los. Das heißt, man kann keine Fehlerkorrektur durchführen. Also gilt es von Anfang an mit Bedacht an die Sache heranzugehen.
Das heißt für mich persönlich: Ja, ich esse Fleisch, aber nur in Maßen. Ein bis maximal zwei Mal pro Woche verzehre ich Fleisch. Das ist ein guter Rahmen und eine gute Orientierung. Wer denkt, er bräuchte in jedem Mittagsmahl oder Abendessen Fleisch, der sollte seine Denkweise grundlegend ändern.
Sie sind nichts Gutes und haben nur Nachteile, allerdings ist es unvermeidbar, dass du welche anhäufst – das geht nicht nur über Fleisch.
Die Sache ist die: Jedes Lebensmittel hat Vor- und Nachteile. Nehmen wir zum Beispiel Obst. Jeder würde sagen, dass Obst sehr gesund ist und man daran nichts aussetzten kann. Aber dem ist eben nicht so: Vor allem Südfrüchte lassen den Insulinspiegel ordentlich steigen, was den Fettaufbau und Diabetes begünstigt. Es macht also auch keinen Sinn, morgens, mittags und abends Obst zu essen.
Ähnlich ist das eben mit Fleisch. Ja, es hat Nachteile, aber das hat irgendwo jeden Lebensmittel, daher sehe ich diesen Nachteil zwar trotzdem als wichtig an, aber er relativiert sich.
Kommen wir jetzt also mal zu den Vorteilen.
Fleisch hat einen großen Vorteil: Es hat sehr viel Protein (Eiweiß), was der Körper für eine Menge Prozesse braucht. Eiweiß ist lebensnotwendig.
Nun gibt es aber auch pflanzliches Eiweiß und ich will nicht abstreiten, dass man damit auch seinen generellen Eiweißbedarf decken kann.
Aber es gibt zwei Punkte, die man dennoch beachten muss:
Im Prinzip schon. Am einfachsten kann man das am Vitamin B12 erklären. Dieses Vitamin kommt vor allem im Fleisch vor. Es gibt durchaus pflanzliche Quellen dafür. Allerdings nimmt der Körper diese so gut wie gar nicht an – im Gegensatz zu tierischen Quellen.
Daher ist ein Vitamin B12-Mangel bei Veganern und Vegetariern fast unvermeidbar.
Viele entgegnen, dass es ihnen aber gut geht. Das ist das Gefährliche.
Vitamin B12 wird in großen Speichern verwaltet. Ehe es „alle“ ist, können ein paar Jahre vergehen.
Das Problem ist: Genauso beschwerlich ist der Wiederaufbau der Speicher.
Außerdem bekommt man den Mangel speziell meist gar nicht mit, weil er schleichend passiert.
Die Natur also gibt uns unser wichtiges Vitamin B12 nur über Fleisch. Wieso also sollte Fleisch für uns per se schlecht sein, wenn die Natur eigentlich will, dass wir es essen – weil wir Stoffe daraus brauchen?
Ich habe nur einen wirklichen Nachteil aufgezählt und mich auch bei den Vorteilen kurzgehalten. Der Grund ist folgender: Es gibt noch eine Menge Studien, die dir erklären, warum Fleisch dich umbringt oder dich gesundmacht. Und zu fast jeder Studie gibt es eine, die genau das widerlegt.
Es gab ja eine Vielzahl an Büchern, die vegane Ernährung angepriesen hat und ziemlich viele davon haben es in die Bestseller-Listen geschafft.
Zum einen finde ich es erfreulich: Auch, wenn ich eine rein vegane Ernährung nicht gutheiße, können wir uns alle eine Scheibe von veganer Ernährung abschneiden, denn oft sind Veganer überlegter und bewusster in ihrer Entscheidung, was sie essen und wie sie es zubereiten.
Allerdings habe ich grundsätzlich etwas gegen die Darstellung in diesen Büchern: Oft wird sehr undifferenziert propagiert, was so falsch an Fleisch sei und weswegen es dich umbringt. Sicher gibt es dafür genug Studien und diese anzuführen, klingt dann auch sehr glaubwürdig. Aber es ist unfassbar, wie viele schlecht geführte Studien es gibt. Ganz zu schweigen von denen, die „finanziell“ von den Firmen unterstützt werden, die daraus einen Vorteil ziehen. Das gilt natürlich für beide Seiten.
Aber was, wenn ich kein Fleisch essen möchte? Dann kann ich das absolut verstehen und ich bewundere dich für deinen Entschluss, die Moral über deine Gesundheit zu stellen. Naja, ganz so ist es heute ja nicht mehr. Früher schon. Heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie man auf Fleisch verzichten kann und trotzdem (vollwertig) gesund leben kann.
Bevor ich jetzt hier Empfehlungen ausspreche, möchte ich dir zu einem rate: Lasse ein Blutbild anfertigen.
Nur so siehst du bzw. dein Arzt, wo du wirklich Mängel hast. Und lasse das bitte von mehreren Ärzten checken. Leider arbeitet jeder mit anderen Grenzen und die Untergrenzen sind bei manchen Ärzten erst dann erreicht, wenn du eigentlich schon halb tot bist. Mehrere Meinungen sind nie verkehrt!
Früher oder später wirst du Vitamin B12 brauchen. Zur Dosis wird dir dein Arzt dann mehr sagen können. Wichtig ist hier aber, dass du nicht erst wartest bis sich Symptome zeigen. Diese sind zwar sehr allgemein (Müdigkeit, Erschöpfung, depressive Verstimmungen), aber dennoch ernst zu nehmen.
Ansonsten ist es schwer generelle Empfehlungen zu geben. Viele, aber nicht alle, werden Probleme mit ihrem Eisen bekommen, weswegen du auch das checken lassen solltest, wie es bei dir ausschaut.
Ansonsten gibt es natürlich noch viele individuelle Faktoren und Bedürfnisse!
Es gibt also mal wieder keine absolute Antwort auf die Frage, wie gesund oder wie schädlich Fleisch ist. Ich kann dir nur die Fakten liefern und den Rest musst du für dich entscheiden. Was fällt für dich am schwersten ins Gewicht? Der moralische Aspekt? Gesundheitliche Vor- oder Nachteile?
Die Entscheidung musst du für dich treffen und solltest dich da von keinem „Extremisten“ überreden lassen, der komplett dafür oder dagegen ist.
Ich weiß, dass dieses Thema hoch sensibel ist und ich hoffe, ich bin niemanden auf die Füße getreten (kann man das hier überhaupt vermeiden?)
Dennoch wünsche ich dir einen wunderschönen Tag!
Bis bald,
Deine Lee-Anne
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5 Comments
[…] Ich persönlich esse Fleisch, weil ich die Vorteile schätze. Deswegen würde ich aber keinem Vegetarier raten, dass er jetzt unbedingt Fleisch essen muss. Zum einen hat Fleisch auch Nachteile und zum anderen muss jede Ernährungsweise auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Hier erfährst du mehr über die Vor- und Nachteile von Fleisch. […]
Hallo Lee-Anne,
Zwei kurze Fragen im Zusammenhang mi Deinem informativen Beitrag zum Thema Fleisch:
1) Welche Menge Tatar sollte man pro Monat essen um seinen Vitamin B12 Bedarf abzudecken ?
2) Die zweite Frage erweitert den Kontext von Fleisch auf Fisch. Stimmt es, dass Pestizide von Lachs einer Fischzucht so hoch sind, dass der Konsum als gesundheitsschädlich einzustufen ist ? Dies wird in einem Video auf Youtube behauptet: https://www.youtube.com/watch?v=RYYf8cLUV5E&t=1768s
Liebe Grüße,
Andreas
Hallo Andreas,
Erst einmal danke für deinen Kommentar 🙂
Zur ersten Frage: Das kann dir niemand beantworten. Egal, ob ein Defizit festgestellt wird oder nicht, niemand weiß vorher, wie dein Körper auf die Vitamin B12 Gaben (sei ist aus Nahrung oder Supplementen) anspringt.
Wenn ein Mangel festgestellt wird, kann es sein, dass dir sogar B12-Spritzen gegeben werden, deine Werte sich aber nicht verbessern. Es funktioniert also nicht so, dass du Menge xy isst und dann in deinen Speichern auch diese Menge vorhanden ist. Dein Körper nimmt davon nie alles auf und da ist jeder Körper zu unterschiedlich, um hier Werte zu nennen. Daher rate ich immer zu einer ganzheitlich gesunden Ernährung mit der du dich wohlfühlst. Iss gesunde und vollwertige Zutaten und das, worauf dein Körper dabei Lust hat. Wenn du also Lust auf Fleisch hast, kann das ein guter Indikator sein, dass du welches Essen solltest. Ein bis zwei Portionen pro Woche kannst du gern als Richtwert ansehen.
Zur zweiten Frage: Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Dabei kommt es wirklich sehr auf die Quelle an. Fischzucht ist im Prinzip das, was Massentierhaltung bei Schweinen, Rindern etc. ist. Natürlich wäre es am besten, wenn du dir deinen Fisch selbst fangen könntest, aber das ist leider selten möglich 😉 Ich habe das Glück, dass viele in meiner Familie begeisterte Angler sind und dadurch so gut wie nur (richtiger) Bio-Fisch auf den Tisch kommt.
Hier trifft auch das zu, was ich bereits zum Fleisch geschrieben habe: Die Werte (vor allem Omega-3 von fettigem Fisch) sind hier schlechter als bei frei lebenden Fischen. Die Qualität ist hier also genau so wichtig – wichtiger als Quantität. (1 Mal pro Woche Fisch (ich gebe zu, das halte ich auch nicht immer ein) sollte schon auf den Tisch kommen.)
Es gibt zwar zahlreiche Siegel, aber hinter vielen steckt dann doch nicht so viel. Recherche hier am besten nach den Siegeln, die du bei dir im Supermarkt auf den Verpackungen findest. Dabei ist Fisch so eine wichtige Quelle für uns. Du solltest mindestens auf „Bio“-Qualität achten oder – wenn du die Möglichkeit hast – bei einem lokalen Fischer einkaufen.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!
Liebe Grüße,
Lee-Anne
Hi Lee-Anne,
danke für deinen Informativen Beitrag. Ich habe selbst eine Zeit lang aus ethischen Gründen ganz auf Fleisch und tierische Produkte verzichtet.
Mir gefällt sehr gut, dass du das Thema von allen Seiten beleuchtest!
Weißt du wie genau die Qualität des Fleisches das Omega-3 zu Omega-6 Verhältnis beeinflusst? Und wie schädlich ist tierisches Fett wirklich? Manche sagen ja, dass es per se schlecht ist.
Liebe Grüße
Kevin
Hallo Kevin,
es freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat 🙂
Also bei Fleisch aus Massentierhaltung ist der Omega-3 Gehalt im Fleisch niedriger und der Omega-6 Gehalt höher als in Fleisch aus artgerechter Haltung. Wie genau ist natürlich abhängig von der Haltung und vom Tier.
Tierisches Fett ist per se nicht schlecht. Es enthält viele gesättigte Fettsäuren, weswegen das die eigentliche Diskussion ist: Sind gesättigte Fettsäuren schlecht für den Menschen? Auch hier gibt es zwei unterschiedliche Positionen. Die einen sagen, tierisches Fett ist schlecht, die anderen ziehen es Pflanzenfett vor. Auch hier gibt es sehr konträre Studien. Daher sage ich dir nur kurz, was ich darüber denke: Tierische Fette sind nicht schlecht für den Menschen, im Gegenteil er kann davon profitieren. Das hat er schließlich auch zu seinen Jäger-Zeiten gemacht, als ihm niemand die Oliven zu Öl gepresst und nach Deutschland verschickt hat.
Viele Nachteile von gesättigten Fetten sind sehr umstritten, weswegen ich auch hier nicht mitgehen, zu sagen, dass sie schlecht sind.
Menschen, die sich Paleo ernähren, setzen vorrangig auf Tierfett und fahren damit super. Allerdings ist es entscheidend, woher es kommt und welche anderen Fettquellen ich habe.
Am Ende geht es immer um das richtige Maß von den Produkten, die uns die Natur gibt.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
Liebe Grüße,
Lee-Anne